Offenbach am Main
Die Stadt Offenbach am Main liegt in der Metropolregion Rhein-Main, nicht weit entfernt von Frankfurt am Main. In Offenbach lebten Ende 2023 rund 145.000 Menschen – mit der Tendenz zur Bevölkerungszunahme, denn die Stadt wächst stark, nicht zuletzt eine Folge ihres Wandels vom Industrie- zum Dienstleistungsstandort. Derzeit wandern jährlich fast 10 Prozent der Gesamtbevölkerung neu in die Stadt ein; zwei Drittel davon aus dem Ausland. Neben den Arbeitspendelnden aus der Region besetzen viele von ihnen die mehr als 10.000 neu geschaffene Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor.
Zuwanderung hat in Offenbach am Main Geschichte und Tradition. Die Stadt ist seit den 1950er/1960er Jahren von Zuwanderung aus dem Ausland geprägt, in jüngerer Zeit auch durch Fluchtzuwanderung. Aufgrund der generell hohen Zuwanderung werden Offenbach am Main allerdings keine Geflüchteten nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesen.
Die gesamte Stadt weist Charakteristika einer „Arrival City“ auf – in ihr leben Menschen aus 159 Nationen. Besonders stark vertreten sind Menschen aus der Türkei, aus Rumänien, aus Griechenland, Bulgarien, Italien, Kroatien und Polen – allerdings sticht keine Nation besonders stark hervor. Der Anteil von Nicht-Deutschen ist im gesamten Stadtgebiet mit rund 41 Prozent hoch, der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund liegt sogar bei rund 68 Prozent.
Eine Stärke der Stadt ist, dass die Verwaltung integriert zusammenarbeitet und die soziale Stadtentwicklung und Integration Hand in Hand gehen. Dabei wird Integration als Querschnittsthema verstanden und von vielen Ressorts bearbeitet. Zudem blickt die Stadt auf 25 Jahre Städtebauförderung zurück. Während ein Quartier immer unabhängig von der Städtebauförderung war, sind von den drei verbliebenen Quartierszentren noch zwei aktive Soziale Stadt / Sozialer Zusammenhang – Quartiere mit einem Quartiermanagement. Besondere Unterstützungsleistungen erbringen nicht nur dort die vielseitigen Angebote und Initiativen, Vereine, Ehrenamtlichen und Migrant*innenselbstorganisationen.
Untersuchungsgebiet in Offenbach/Main ist die Innenstadt. Dort lebten 2022 rund 52.000 Menschen, also ein Drittel der Offenbacher Gesamtbevölkerung. Der Anteil von Nicht-Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund ist überdurchschnittlich hoch. Die sehr hohe Fluktuation im innerstädtischen Bereich deutet darauf hin, dass Offenbach nicht nur eine „Arrival City“, sondern auch eine „Departure City“ ist. Insbesondere dort lassen sich Gentrifizierungseffekte, u.a. aufgrund von hochwertigen Sanierungsmaßnahmen und Neubauten - als Teil der Frankfurter Metropolregion - feststellen. Gleichzeitig gibt es innerstädtische Bereiche, die von den positiven Energien der Stadt abgekoppelt sind. Einer früheren Phase der Schließung von Sport- und Kulturangeboten folgten Phasen, in denen sich Banken und aktuell der Einzelhandel zurückzogen. Zentrale, für den Projektkontext relevante Herausforderungen betreffen vor allem das Angebot bedarfsgerechter Wohnungen, die Versorgung der Bevölkerung mit angemessenen Bildungseinrichtungen und die Sprachförderung. Als Problem stellt sich dabei die hohe kommunale Verschuldung dar. In jüngster Zeit setzen auch private Aktivitätenpositive Akzente, um Infrastrukturangebote u.a. im öffentlichen Raum und im Bereich Mobilität auf- und auszubauen. Diese müssen den Bedarfen einer Bevölkerung mit hoher Fluktuation angepasst werden.
Kurzgefasst: Offenbach am Main kann viele Erfahrungen im Umgang mit Ankommensprozessen weitergeben – nicht nur mit Blick auf Geflüchtete, sondern auch mit Blick auf die Fachkräftezuwanderung und Arbeitsmarktmigration.